Totempfähle der indigenen Völker im Nordwesten Amerikas


Der Totempfahl ist ein bedeutendes kulturelles Symbol bei den indigenen Völkern der Nordwestküste Nordamerikas, insbesondere bei den Haida, Tlingit, Kwakiutl und anderen Küstenvölkern in Kanada und Alaska. Diese Völker sind für ihre Kunst und Traditionen bekannt, die eng mit ihren spirituellen Überzeugungen und der sozialen Struktur ihrer Gemeinschaften verknüpft sind.

Totempfähle dienen oft dazu, Geschichten von Ahnen, Tieren, mythischen Wesen oder wichtigen Ereignissen darzustellen. Sie repräsentieren sowohl die Genealogie einer Familie oder eines Clans als auch deren spirituelle Verbundenheit mit der Natur.

Ein Totempfahl kann auch als Symbol für den Status oder die Macht einer bestimmten Familie oder eines Clans dienen. Die Figuren, die auf dem Totempfahl abgebildet sind, sind oft mit spezifischen Legenden und Vorfahren verbunden, die den Clan oder die Familie repräsentieren.

Es gibt verschiedene Arten von Totempfählen, darunter Kulttotem (für Zeremonien), Haustotem (für Familien oder Clans) und Willkommenspfähle (als Zeichen der Gastfreundschaft und Anerkennung).

Die Herstellung eines Totempfahls ist ein komplexer künstlerischer Prozess, der traditionell von erfahrenen Schnitzern durchgeführt wurde. Diese Schnitzer hatten oft jahrelange Ausbildung und Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Der Totempfahl ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein bedeutendes historisches und kulturelles Dokument der jeweiligen Gemeinschaft.

Die Fotos wurden 1985 aufgenommen.


Im Gitksan-Dorf Kitwanga sind einige Totempfähle verschiedenen Alters erhalten geblieben. Sie erinnern an die Zurschaustellung des sozialen Ansehens und die Macht der Tsimshian-Chefs. Die Ikonographie der Totempfähle ist überliefert und sei hier für die ersten fünf von links erläutert. Der Berglöwe-Totempfahl ist mehr als 140 Jahre alt (1987!) und zeigt unter dem aufgesetzten Puma abwechslungsweise zweimal einen Wolf und einen Bären. Auf dem folgenden Wolf-Totempfahl aus dem Jahre 1895 hockt in der Mitte eine Bärin mit zwei Jungen zu ihren Füssen. Es handelt sich um die mythische Frau Xpisunt, die einige Zeit unter Bären lebte und Zwillinge - halb Mensch, halb Bär gebar; als menschliche Basisfigur hält sie eines ihrer Kinder in den Armen. Auf dem nächsten Pfahl von 1942 ist über der Bärenmutter Xpisunt eines ihrer Bärenkinder befestigt, ihr zweites Kind sass ursprünglich auf der Spitze des Pfahles. Der Mythos von Xpisunt findet bildlich seine Fortsetzung im nächsten Totempfahl, der Bären-Pfahl genannt wird. Die Brüder von Xpisunt erschlugen nämlich ihren Bärenmann und brachten sie und ihre Zwillinge nach Hause. Die Kinder halfen ihnen beim Fallenstellen, und so wurden alle ihre Nachkommen erfolgreiche Bärenjäger. Auf der Spitze des mehr als 110 Jahre alten Pfahles ist eine Wolfsfigur montiert; darunter Xpisunt und ihre Zwillinge, dann zweimal ein Wolf und ein Bär. Auf dem fünften, 1919 geschaffenen Pfahl mit dem Namen «Auf den sich Rabe emporschwingt», fehlt heute besagter Rabe, und die Figur von Axgawt ist bar all ihrer ursprünglichen Chefinsignien, zum Beispiel der Kupferplatte.


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